Was hat Yoga eigentlich mit Umweltbewußtsein zu tun?

Spannende Frage…oder?

Bei meiner ersten Yogaausbildung kam ich das erste mal mit Schriften über die Yogaphilosophie in Kontakt.
Bis dahin war Yoga für mich rein körperlich, obwohl ich ja auch Veränderungen „in mir“ bemerkte, habe ich das nicht direkt mit meiner Yogapraxis in Verbindung gebracht.
Eine Freundin, inzwischen yogabegeisterte Yogalehrerin, hat mir erzählt, dass sie früher Yoga mit dem äußerst amüsanten Begriff „spirituelle Krankengymnastik“ bezeichnet hat.
Ich kann auch nicht sagen, was es genau ist, was einen verändert und wahrscheinlich gibt es auch andere Möglichkeiten mehr ins Bewußtsein zu kommen, sich mehr Gedanken über das Leben, sein Sein und die Welt zu machen…bei mir war es eben Yoga.
Und obwohl ich schon immer so gelebt habe, dass ich mir viel Gedanken über meine Umwelt machte, war die Veränderung durch Yoga z.B. der Auslöser vegan zu leben. Seit dem ich 13 bin, esse ich vegetarisch und ich wusste schon immer, dass für mich vegan die richtige Ernährung ist. Die Ängste, dass es nicht gesund genug ist, hielten mich leider zurück.
Nach unserem letzten Urlaub in der Schweiz, wo mir die angebundenen, von der Mutter weggenommenen Kälbchen wieder so unendlich leid taten, habe ich beschlossen vegan zu leben.
Und es hat eben doch mit Yoga zu tun.

Der achtgliedrige Pfad

Schon mal gehört?
Ich auch nicht, bevor ich eine Yogaausbildung gemacht habe. Aber man muss natürlich nicht Yogalehrerin werden, um sich die philosophischen Aspekte einmal anzuschauen.
Und so wirst du hier in den nächsten Wochen immer wieder Artikel zu diesem Thema finden.
Der achtgliedrige Pfad wird auch als „praktischer Leitfaden zur inneren Freiheit“ bezeichnet.

„Innere Freiheit und Unabhängigkeit können nach Patanjali* nur dann erreicht werden, wenn es gelingt, durch einen bewussten Umgang mit den Störfaktoren des Geistes deren Einfluss auf die eigene Wahrnehmung und das Handeln abzuschwächen“ aus dem Buch „Yoga“ von Inge Schöps

Der achtgliedrige Pfad wird als eine Art Hilfsprogramm beschrieben, dessen Inhalte sehr konkret und praktisch sind und obwohl diese Schriften vor 2000 Jahren gelehrt wurden, kannst du sie genau so heute anwenden.

1. Glied: Die Yamas

In den Yamas werden fünf Verhaltensregeln für einen rücksichtsvollen Umgang eines Individuums mit seiner Umwelt benannt:

AHIMSA: Gewaltlosigkeit
Da fällt mir sofort Mahadma Gandhi ein…gewaltlos handeln…und hier ist nicht nur die körperliche Gewaltlosigkeit gemeint, sondern auch Worte und Gedanken. Und das ist eine ganz schön große Herausforderung.
Aber um einen bewussten und rücksichtsvollen Umgang mit der Welt und nicht zuletzt auch mit dir selbst zu leben ist es von Bedeutung, allem Lebendigen gegenüber eine tiefgreifende Sensibilität zu entwickeln.
Auch um in jeder Situation abzuwägen, welches Verhalten jedes Einzelnem, den geringsten Schaden anrichtet.

SATYA: Wahrhaftigkeit
Hier ist nicht nur gemeint, immer die Wahrheit auszusprechen, sondern es geht auch um ein authentisches Verhalten. Sich nicht verstellen, anderen etwas vorspielen, ehrlich sein. Auch falsche Rücksichtnahme ist zu bedenken. Satya meint auch die Art und Weise „wie“ wir etwas sagen, die Worte und das zu sagende mit Sorgfalt überprüfen, welche Konsequenzen es hat. Man hat immer die Wahl sich so auszudrücken und seine Worte so zu formulieren, dass niemand absichtlich oder unnötig zu schaden kommt.

ASTEYA: Nicht-Stehlen
Asteya beinhaltet, sich nichts zu nehmen, was einem nicht gehört.
Hier sind nicht nur Güter gemeint sondern auch Taten, Worte und Gedanken. Sich mit fremden Federn zu schmücken oder Ideen zu klauen ist ebenso ein Bruch mit Asteya, wie einen Gegenstand mitgehen zu lassen. Auch das Missbrauchen von Vertrauen. Alles was einem anderen gehört ist zu respektieren.

BRAHMACHARYA: Maßhalten
Vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt eines der wichtigsten Empfehlungen. Alles an Übermaß gilt es zu vermeiden. Wir haben so viel zu viel von Vielem!
Für den Einzelnen gilt es das richtige Maß zu finden in allen Dingen und im Tun. Sei es die Arbeit, Essen, Sport, Fernsehen und natürlich Suchtmittel, die einen abhängig machen ganz zu vermeiden. Es geht nicht um Abstinenz sondern darum die Balance zu finden.
Ursprünglich verbirgt sich hinter Brahmacharya sexuelle Enthaltsamkeit und Askese. Es ging darum keine unnötigen Energien zu verschwenden um sich voll und ganz auf das Wesentliche zu konzentrieren.

APARIGRAHA: Nicht-Horten
Auch hier wieder sehr aktuell. Aparigraha ist dem Konzept von Asteya ähnlich, es geht nur mehr um die innere Haltung, eine Form von Anspruchslosigkeit zu finden. Genau darüber nachdenken wie viel man tatsächlich braucht. Hier sind Güter, Lebensmittel, Geld, Raum aber auch so etwas wie Ruhm und Anerkennung gemeint.
Das mag schon unterschiedlich sein und muss nicht für alle gleich sein, aber wenn jeder mehr darüber nachdenken würde, wie viel er wirklich braucht um gut, gesund, zufrieden und glücklich leben zu können, wäre vielleicht mehr für Alle da.

Die Yamas – Ein ethischer Leitfaden der brantaktuell ist

Ich habe mich beim Lesen dieses Textes über Patanjalis Ausführungen sehr gewundert, dass man vor über 2000 Jahren scheinbar die selben Probleme hatte, wie wir heute.
Es klingt ja fast so als wäre er einer der ersten Umweltschützer von Greenpeace gewesen. Alle unsere kleinen wie großen Probleme der heutigen Zeit, haben mit unserem Verhalten zu tun und es sieht so aus, dass wenn wir uns an die Regeln der Yamas halten würden unsere Schwierigkeiten verschwinden könnten.
Ja ich bin eine Träumerin und gebe das Träumen auch nicht auf.
Und nein ich schaffe es auch nicht mich immer und jeden Tag an diese „Regeln“ zu halten aber ich versuche es…jeden Tag auf`s Neue…
Und es wird besser mit der Zeit. Da ich etwas dazu neige die Dinge sehr konsequent durchzuziehen, muss ich manchmal auch aufpassen nicht ins Extreme zu fallen (Brahmarchya!!).
Wichtig ist auch niemanden zu bekehren, ein positives Vorleben dieser Konzepte, wird andere anregen und bald werden immer mehr Menschen achtsamer, friedlicher, toleranter, ehrlicher, authentischer, bescheidener, liebevoller……..miteinander umgehen.

Erzähle mir gerne, auch auf Instagram** wie Deine Gedanken dazu sind und im nächsten Blog geht es um die Niyamas: Vom Umgang mit sich selbst.

Alles Liebe und herzliche Grüßlis Stella

*Patanjali – Verfasser der Yoga-Sutras, welche die Grundlage des Raja-Yoga (auch klassisches Yoga) bilden – entstanden um 200v. – 200n. Chr.
(aus „Yoga“ von Inge Schöps)

**Du findest mich auf Instagram unter: stella_bergengruen



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